Dankbarkeit – Schlüssel aller Gaben

FREITAGSPREDIGT

Verehrte Muslime!

Ein zentraler Begriff im Islam ist Dankbarkeit, also Schukr. Dankbar zu sein bedeutet, in Worten, Taten oder im Herzen, demjenigen gegenüber Respekt zu zeigen, der einem Gutes tut. Den Wert von Wohltaten zu erkennen und auch auszudrücken, heißt, ihn wertzuschätzen. Angesichts der unzähligen Wohltaten Allahs ist es selbstverständlich, dass wir ihn ehren und ihm danken. Das gebietet allein schon unser Verstand und unser Gewissen. Im Koran heißt es: „Und er gibt euch etwas von allem, um das ihr ihn bittet. Und wenn ihr die Gnadenerweise Allahs aufzählen wolltet, könntet ihr sie nicht berechnen. Der Mensch ist wahrlich ungerecht und undankbar!“[1]

Liebe Geschwister!

Gaben erfordern Dankbarkeit. Ohne Dank verlieren wir alles, oder es wird weniger. Ein Gelehrter sagte einmal: „Die Gaben Allahs erfordern Dankbarkeit, wenn sie fortwähren oder sich vermehren sollen. Ohne Dankbarkeit verschwinden sie wieder.“ Allah selbst sagt, dass die Dankbarkeit zur Vermehrung der Wohltaten führt, denn in einem Koranvers heißt es: „Und als euer Herr ankündigen ließ: Wahrlich, wenn ihr dankbar seid, will ich euch (noch) mehr geben. Seid ihr jedoch undankbar, dann ist Meine Strafe gewiss streng.[2]

Eigentlich ist es unmöglich, Allah gebührend zu danken. Trotzdem ist es notwendig, dass wir uns stets im Zustand der Dankbarkeit befinden. Unser Prophet ﷺ war sich dessen bewusst und sagte:

„Ich kann dich nicht gebührend lobpreisen. Du bist so, wie du dich selbst gepriesen hast.“[3] Der Gesandte Allahs ﷺ hat uns damit gezeigt, was Dankbarkeit ist, und ist uns damit ein Vorbild.

Verehrte Muslime!

Unsere Dankbarkeit beginnt mit dem ehrfürchtigen Gedenken Allahs. Sie setzt sich dadurch fort, dass wir ihn im Alltag nicht vergessen und unseren Ibâdas nachkommen. Sie erlangt ihre Vollendung damit, dass wir die Gaben angemessen nutzen und auf dem Weg Allahs einsetzen. Wir dürfen die Gaben Allahs nicht verschwenden, nicht für Nichtigkeiten und nutzlose Launen ausgeben. Wenn etwa die Gesundheit und der Besitz, die Allah uns zugestanden hat, auf eine Weise verschwendet wird, die ihm missfällt, dann ist das eine Sünde und Undankbarkeit.

Auch die Menschen verdienen Dankbarkeit. In einem bekannten Hadith heißt es: „Wer den Menschen nicht dankt, der dankt auch Allah nicht.“[4] Wer sich also nicht dazu durchringen kann, den Menschen zu danken, der dankt auch Allah nicht.

Liebe Geschwister!

Die Pandemie hat uns daran erinnert, wie wertvoll die Gaben der Gesundheit und Freiheit sind. Lasst uns beten, dass diese Notlage bald ein Ende findet. Möge Allah, der Erbarmer und Barmherzige, die gesamte Menschheit über seine Gerechtigkeit hinaus mit Barmherzigkeit behandeln. Möge er verhindern, dass wir vergessen, welch wertvolle Gaben unsere Gesundheit und unser Wohlergehen sind, wenn diese schwierigen Tage vergangen sind. Möge Allah uns zu denjenigen gehören lassen, die trotz aller Schwierigkeiten geduldig bleiben und dankbar sind. Amin.

[1] Sure Ibrâhîm, 14:34

[2] Sure Ibrâhîm, 14:7

[3] Muslim, Salât, 42, Hadith Nr. 486

[4] Tirmizî, Birr, 35, Hadith Nr. 1955

Hutba-Dankbarkeit als Schlüssel aller Gaben