Die Mirâdsch-Nacht

FREITAGSPREDIGT

Verehrte Muslime!

Seit dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien sind nun elf Tage vergangen. Der Schmerz ist groß und die Trauer sitzt tief. Doch mit der Erlaubnis Allahs werden wir zusammenhalten und die schwere Zeit gemeinsam überstehen.

Heute ist die gesegnete Mirâdsch-Nacht. In dieser Nacht erhielt unser Prophet ﷺ erfreuliche Botschaften. Wir bitten Allah, dass wir alle, und vor allem die Opfer und Hilfsbedürftigen des Erdbebens, vom Segen dieser Nacht profitieren. 

Liebe Geschwister!

Isrâ bezeichnet die Himmelsreise unseres Propheten ﷺ von der Masdschid al-Harâm zur al-Aksâ Moschee. Vor dieser wundervollen Reise befand sich unser Prophet ﷺ in einer schweren Lebensphase: Die Götzendiener aus Mekka hatten sich gegen ihn verschworen, sie erpressten und drohten ihm. Zudem wurden die Muslime sozial und finanziell boykottiert.

Kurz nach dem Boykott verstarb der Onkel unseres Propheten ﷺ, Abû Tâlib, unter dessen Schutz er stand. Kurze Zeit später verstarb auch seine geliebte Ehefrau Hadîdscha (r). Sie war seine größte Stütze. Die Götzendiener wussten darüber Bescheid und erhöhten ihren Druck. Als Ausweg reiste unser Prophet ﷺ nach Tâif, um dort die Menschen zum Islam einzuladen. Doch sie wollten nicht, beleidigten und verletzten ihn. Es war eine harte Zeit, in der Allah unserem Propheten ﷺ ein Wunder, nämlich die Mirâdsch-Reise erleben ließ, sowie viele andere Dinge.

Verehrte Muslime!

Im Koran wird das Mirâdsch-Ereignis wie folgt beschrieben: „Gepriesen sei der, der seinen Diener des Nachts von der unverletzlichen Moschee zur fernsten Moschee führte, deren Umgebung wir gesegnet haben, um ihm einige von unseren Zeichen zu zeigen. Gewiss, er ist der Hörende, der Sehende.“[1] Dieses göttliche Ereignis stärkte die Muslime in ihre Glauben und gab ihnen Mut. Die Götzendiener hingegen glaubten nicht daran, sodass sie ihren Unglauben vertieften. Als Abû Bakr (r) von der Reise hörte, sagte er: „Wenn es Muhammad sagt, dann ist es ohne Zweifel wahr.“ Er erhielt deshalb den Beinamen „Siddîk“, der Wahrhaftige.

Unser Prophet erhielt drei große Gaben[2] in der Mirâdsch-Nacht: das fünfmalige Gebet, das er als sein „Augenlicht“[3] beschrieb, die letzten beiden Verse der Sure Bakara, die auch als „Âmanar rasûlu“ bekannt sind, und die frohe Botschaft, dass Muslimen ihre Sünden vergeben werden, die Allahs nichts beigesellen und sie früher oder später ins Paradies kommen werden.

Möge Allah uns ein tiefes Bewusstsein für diese Geschenke geben und den Segen dieser Nacht auskosten lassen.

Verehrte Muslime!

Die humanitäre Hilfe für das Katastrophengebiet wird nach wie vor weitergeführt. Seit Tag Eins ist unsere Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit dem Hilfsverein Hasene dabei und leistet humanitäre Hilfe. Wir haben bereits zahlreiche Lkws mit Hilfsgütern wie Lebensmittel, Winterkleidung, Hygieneartikel und Heizmittel in die Erdbebenregion geschickt. Auch medizinische Mobilkliniken sowie mobile Bäckereien sind bereits vor Ort. Aktuell sind 330 unserer Helfer, ein 30-köpfiges Rettungsteam und 50 medizinische Fachkräfte Tag und Nacht vor Ort im Einsatz. Auch in Nordsyrien leisten wird humanitäre Hilfe.

[1] Sure Isrâ, 17:1

[2] Muslim, Îmân, 279

[3] Nasâî, Ischrât an-Nisâ, 1

Hutba – Deutsch